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APIs als Produkt: Wie unsichtbare Helden Unternehmen Mehrwert bieten

In der digitalen Transformation spielen APIs (Application Programming Interfaces) eine entscheidende Rolle. Eine API ist eine Schnittstelle, die die Kommunikation und den Datenaustausch zwischen verschiedenen Softwareanwendungen ermöglicht. APIs sind die oft unsichtbaren Helden hinter innovativen Geschäftsmodellen und effizienten Prozessen. Sie ermöglichen es Unternehmen, neue Dienstleistungen zu entwickeln, bestehende Systeme zu integrieren und den Zugang zu Daten zu erleichtern. Mit der bevorstehenden FIDA-Regulierung (Financial Data Access) ist die Freigabe von Daten über bereitgestellte APIs für viele Versicherungsunternehmen und -vermittler sogar bald verpflichtend. Um das volle Potenzial von APIs auszuschöpfen und gleichzeitig die regulatorischen Anforderungen effizient zu erfüllen, ist ein “API als Produkt”-Mindset der entscheidende Erfolgsfaktor. 

Was bedeutet "API als Produkt"?

Der “API als Produkt”-Ansatz bedeutet, dass APIs iterativ konzipiert, entwickelt und verwaltet werden, um den größtmöglichen Nutzen in klar definierten Anwendungsfällen zu bieten. Statt sie rein als technische Schnittstellen zu sehen, werden APIs strategisch geplant und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten. Dieser Ansatz erfordert eine produktorientierte Denkweise über den gesamten Lebenszyklus der API hinweg.

Essenzielle Schritte zur Umsetzung:

  1. Nutzen definieren: Welchen Mehrwert bietet die API? Sie sollte spezifische Probleme lösen und genau dazu relevante Funktionen bereitstellen. Wenn mehrere Probleme gelöst werden sollen, bietet sich eine Aufteilung in zwei separate APIs an.
  2. Zielgruppe bestimmen: Wer sind die potenziellen Nutzer? Das können interne Entwickler, externe Partner oder Kunden sein.
  3. Produktorientierung etablieren: Welche Ressourcen und Rollen sind notwendig, um die API erfolgreich zu konzipieren, zu entwickeln und zu betreiben? Hier spielen spezialisierte Rollen wie API Product Manager eine immer wichtigere Rolle.

Die vier API-Anwendungsfälle

Um diese Schritte optimal pro individueller API zu steuern, kann jede API in einen der vier Anwendungsfälle unterteilt werden:

  1. Inside-In: Teilen und Skalieren von internen APIs innerhalb des Unternehmens, um zum Beispiel Silos zu reduzieren und die Effizienz zu steigern.
  2. Inside-Out: Bereitstellung eigener APIs für externe Kunden und Partner, um Partnerschaften zu fördern und neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Besonders relevant wird hier die kommende europäische FIDA Regulatorik, die das Anbieten dieser APIs für Finanzunternehmen verpflichtend macht.
  3. Outside-In: Integration von externen API-Services in die eigene Infrastruktur, um eigene Anwendungen schneller und effizienter zu entwickeln. Bei diesem Fall besteht gerade aufgrund der seit 2023 aktiven und ab Januar 2025 zwingend anzuwendenden DORA-Verordnung (Digital Operational Resilience Act) erheblicher Handlungsbedarf.
  4. Outside-Out: Aufbau von branchenweiten API-Marktplätzen und Ökosystemen, die den Datenaustausch standardisieren und vereinfachen.
Abbildung 1: Die vier API Anwendungsfälle

Beteiligte Rollen und ihre Aufgaben

Traditionell waren alleine die Entwickler für “ihre” APIs verantwortlich. Im “API als Produkt”-Ansatz zeigt sich jedoch zunehmend, dass der Erfolg von der Zusammenarbeit verschiedener Stakeholder abhängt. Entscheidend ist die Einbindung wesentlicher Unternehmensfunktionen. Diese müssen das API-Angebot verstehen, um zum Erfolg beizutragen. Zwei zentrale Funktionen dabei sind:

  • (Partner)-Vertrieb und Marketing: Präsentieren die API professionell, kümmern sich um Dokumentation, Preisgestaltung und Lead-Generierung. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Positionierung der API am Markt.
  • Controlling und Accounting: Überwachen die Nutzung der API und kümmern sich um interne Verrechnungen und externe Abrechnungen.

Weitere Rollen sind unter anderem Procurement, IT-Architekten, Product Owner, Legal, Support-Teams und Compliance, besonders in Hinblick auf FIDA. Die Einbindung aller dieser Stakeholder ist entscheidend für die Effizienz des “API als Produkt”-Modells.

Zusätzlich ist der Aufbau zweier spezialisierter Rollen empfehlenswert. Ein API Product Manager ist verantwortlich für den gesamten Lebenszyklus eines API-Produkts, einschließlich Kundenfeedback und Performance. Er stellt sicher, dass die API den Geschäftszielen entspricht und kontinuierlich verbessert wird. Ein API Program Manager kümmert sich um den Aufbau des kompletten API-Ökosystems, die Befähigung von Teams und die Einhaltung von Governance-Standards.

Time to First Call (TTFC) als entscheidende Kennzahl

Für einen iterativen “API als Produkt”-Ansatz entscheidend sind klare KPIs/Kennzahlen absolut entscheidend, um die API iterativ in die richtige Richtung weiterzuentwickeln und zu verbessern. Eine sehr geeignete Kennzahl ist “Time to First Call” (TTFC). Diese Kennzahl definiert sich durch die Zeitspanne zwischen dem erstmaligen Auffinden der API und dem ersten erfolgreichen API Aufruf. Sie kann durch einen simplen Usertest mit einem Entwickler regelmäßig gemessen werden.

Eine kurze TTFC bedeutet:

  • Effiziente Iteration: Schnelles Testen der API unter möglichst realen Bedingungen ermöglicht es, Unklarheiten direkt zu beseitigen und die Integration vorzubereiten.
  • Hohe Dokumentationsqualität: Eine kurze TTFC weist auf eine sehr gute API-Dokumentationsqualität und ein durchdachtes Onboarding hin.
  • Reduzierung manueller Aufwände: Eine kurze TTFC bedeutet automatisierte Prozesse, diese sparen Ressourcen und minimieren Fehlerquellen auf beiden Seiten.

Insgesamt ist eine kurze TTFC ein starker Indikator für eine hohe Akzeptanz und gute Nutzererfahrung der API. Interessant ist dabei die große Spanne in den Werten des TTFC. Während API-Vorreiter wie Twilio oder Google mit seine Google Maps API Werte unter 15 Minuten erreichen, schaffen viele Unternehmen nur Werte im Bereich von Tagen oder sogar Wochen mit ihren APIs. Entscheidende Faktoren für diese enormen Unterschiede sind dabei das optimierte Auffinden, das  Bestellen/Anfordern der API und eine automatisierte Bereitstellung, drei Vorgänge, die zum Beispiel apinity über seine Marketplace Lösung abdeckt.

Tipps zur Verbesserung der TTFC:

Konkrete Schritte hin zu einer besseren TTFC sind:

  • Self-Service-Subscription anbieten: Minimiert manuelle Schritte im Onboarding und beschleunigt den Prozess. Ganz konkret kann man sich Self-Service wie den Bestellvorgang im Online-Shop vorstellen – man wählt eine die APIs aus und erhält dann die Zugangsdaten.
  • Standardisierung nutzen: Durch die Verwendung von Standards wie der OpenAPI Specification und OAuth2 wird das Verständnis erleichtert.
  • Beispieldateien und -werte bereitstellen: Sie helfen Entwicklern, die benötigten Eingabedaten für die APIs klar zu verstehen.
  • Klar definierte Anwendungsfälle: Ermöglichen es, den Nutzen der API anschaulich zu verstehen.
  • Demo-APIs und Playgrounds einrichten: Bieten eine risikofreie Umgebung zum Ausprobieren der API.
Abbildung 2: Self-Service Subscription eines API Service Plans

Fazit

Ein “API als Produkt”-Mindset ist der Schlüssel, um das volle Potenzial von APIs zu nutzen. Durch die klare Definition des geschäftlichen Nutzens und der Anwendungsfälle sowie die Einbindung aller relevanten Stakeholder können Unternehmen ihre APIs optimieren. Die Time to First Call als Kennzahl hilft dabei, den aktuellen Stand zu bewerten und kontinuierliche Verbesserungen vorzunehmen. Die Regularien FIDA und DORA machen das Anbieten von APIs und einen effizienten Umgang mit APIs zu einer Notwendigkeit für jedes Versicherungsunternehmen.

Für Unternehmen, die Unterstützung bei der Konzeption und dem Aufbau von internen und externen API-Marktplätzen sowie API-Portalen suchen, bietet apinity.io maßgeschneiderte Lösungen an. 

 

Autor: Fabian Kolbe, Senior Solution Engineer, apinity

Dieser Artikel wurde im Versicherungsforen-Themendossier Nr. 19/2024 veröffentlicht.

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